Rezension: Modernes Heldenepos – absolut empfehlenswert

Die Comic-Adaption Scott Pilgrim ist aufgemacht wie eine Art interaktives Computerspiel, in dem der Hauptcharakter – die Figur Scott – im Laufe der Handlung zum Superhelden mutiert. Sie wurde gespickt mit unzähligen audiovisuellen Überzeichnungen sowie Spezialeffekten, die die Geschichte ordentlich aufpeppen und den Erzählfluss vorantreiben. Die wesentlichen Zutaten wurden der Popkultur entlehnt und tragen zur Ästhetik des Films bei. Es gibt Unmengen an witzigen Dialogen mit flotten Sprüchen, aber auch einige aufklärende Rückblenden und Zeitsprünge, die das Ganze noch interessanter machen. Der schnell-getaktete, stellenweise hektisch und sprunghaft wirkende Film sprüht regelrecht vor Ideenreichtum und hält so manche Überraschung parat.

Scott´s Mission in eigener Sache

Scott ist ein etwas nerdig und unreif wirkender Tweener, der sich wie ein Opfer seiner eigenen Fantasien und Gefühle verhält. Er ist bereits in einer Beziehung mit Knives Chau, verliebt sich allerdings in Ramona Flowers und beginnt zweigleisig zu fahren. Der Versuch, Ramona entgegen der Warnung seiner Freunde zu Daten, lässt ihn zum Helden seiner eigenen Geschichte werden. Schließlich erfährt er, dass er dafür zuerst sämtliche ihrer 7 Ex-Freunde besiegen muss. Der Film bietet 112 Minuten außergewöhnlicher Unterhaltung, vollgepackt mit Klamauk aller Art. Er ist abgedreht, ideenreich, beweist Kreativität und auf der technischen Ebene tadellos. Die ausgesprochen hohe visuelle Qualität trägt erheblich zur gelungenen Gesamterscheinung des Werkes bei. Sie ist zweifellos sichtbar und verleiht Scott Pilgrim seinen ganz eigenen Look.

Oberflächlich betrachtet mag die Handlung stellenweise infantil rüberkommen, allerdings will der Film genre-gerecht mit einer guten Prise Humor genommen werden. Wie der Titelnachtrag (gegen den Rest der Welt) schon andeutet, versinnbildlicht er eine Illustration der Innenwelt typischer Teenager oder junger Erwachsener. Diese halten sich bekanntlich nicht selten scheinbar in ihrer ganz eigenen Fantasiewelt auf. Als Rebellen sehen sie sich häufig mit Problemen konfrontiert, die für viele Außenstehende unsichtbar oder kaum von Bedeutung sind und werden deshalb missverstanden. Dazu gehören auch potenzielle Nebenbuhler, die beeindruckend wirken und von denen man glaubt, man müsste sie erniedrigen, damit man von seiner ersehnten Liebe überhaupt Anerkennung erhalten kann.

Fazit: Ein gelungenes modernes Heldenepos – absolut empfehlenswert.

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